Nachdem sie ihren Haupt- und später den Realschulabschluss in Ganderkesee abgelegt hatte, wagte sie zunächst auf eigene Faust den Sprung auf die britische Insel. „Damals habe ich in einem Pub gejobbt und so mein anfangs noch holpriges Englisch verbessert“, erinnert sich Susanne Vosteen. Schließlich erlangte sie ein „Art and design diploma“, das ihr auch ohne Abitur den Zugang zu bestimmten Studiengängen erlauben sollte.
Doch zunächst kehrte sie in die Ganderkeseer Heimat zurück. „Vieles hängt am Finanziellen. Das gilt besonders für ein Studium im Ausland.“ Durch ihren ehemaligen Schulleiter hatte sie jedoch vom Hackfeld’schen Marienschulfonds erfahren und bewarb sich auf ein Stipendium. Ihr Glück: Sie bekam eine Zusage und war sogar eine der ersten, die die Förderung nach einer Satzungsänderung nicht mehr zurückzahlen musste. Mit jährlich 2.400 Euro wurde ihr Studium unterstützt: „Die Zusage war für mich eine unglaublich wichtige Bestätigung, dass jemand an mich und meine Zukunft glaubt“, erinnert sich Vosteen. „Dafür bin ich heute noch dankbar.“
Zunächst studierte die Schierbrokerin in Swansea Fotojournalismus, später wechselte sie in den Studiengang „Theatre and film and TV studies“, den sie mit dem Bachelor-Titel abschloss. „Nach Wales habe ich heute noch gute Kontakte, mit einem früheren Kommilitonen spiele ich zum Beispiel regelmäßig Online-Schach“, freut sie sich über weiter bestehende internationale Verbindungen.
In ihrer neuen Heimat München lebt Susanne Vosteen schon seit 2006. „Mein erstes Praktikum war gleich beim Münchner ,Tatort‘“, berichtet sie. Später war sie als Kameraassistentin unter anderem an einem „Sams“-Film beteiligt, an vielen Werbeproduktionen und auch an der Fernsehserie „Um Himmels Willen“. Seit einiger Zeit hat sie das freiberufliche Leben am Set aber gegen eine Festanstellung getauscht. „Jetzt arbeite ich bei ARRI Rental, einem Unternehmen, das Kameras und Equipment an Produktionsfirmen vermietet. Da kann ich mein technisches Wissen gut einbringen.“
Der Hackfeld’sche Marienschulfonds ist benannt nach dem Kaufmann und Seefahrer Hinrich Hackfeld aus Almsloh, der – aus kleinen Verhältnissen stammend – im 19. Jahrhundert ein Wirtschaftsimperium aufbaute und auf Hawaii gar zum ungekrönten „König von Honolulu“ aufstieg. Nach Hawaii schaffte es Susanne Vosteen zwar noch nicht, aber in die Südsee durchaus. „Ich hatte meine Mutter vor einigen Jahren mal nach Tonga zum Walschnorcheln eingeladen“, erzählt sie. Was folgte, klingt nach einem kitschigen Film, ist aber wahr. „Dort lernte sie ihre neue große Liebe kennen, den aus Hamburg stammenden Betreiber des Resorts. Sie sind bis heute ein Paar.“ Die Südsee – offenbar seit Hinrich Hackfelds Zeiten ein lohnendes Ziel für Menschen aus der Gemeinde Ganderkesee.
Zum Hintergrund:
Durch die Stiftung „Hackfeld‘scher Marienschulfonds“ soll besonders begabten Jugendlichen, welche eine Hauptschule in der Gemeinde Ganderkesee besuchen oder besucht haben, eine über den Hauptschulabschluss hinausgehende Ausbildung ermöglicht werden, soweit die Eltern nicht in der Lage sind, diese zu finanzieren. Wer sich für ein Stipendium des Hackfeld’schen Marienschulfonds bewerben möchte, kann sich im Rathaus bei Nicole Arndt melden unter Tel. 04222 44-130 oder n.arndt@ganderkesee.de.